Als ich anfing, mich mit der Geschichte der Niederlande zu beschäftigen, war ich erst einmal verwirrt über die „vielen Wilhelms“. Wie bei anderen Adelshäusern musste ich mir erst einmal merken, wer welcher Namensträger ist. Ich bleibe übrigens hier bei der deutschen Schreibweise, obgleich Willem oder William ja auch etwas für sich haben ;). Für alle, denen es wie mir geht, ein kurzer Überblick über diejenigen, die für meine Romane relevant sind:
Wilhelm I. von Oranien, „der Schweiger“ genannt. 1533 im hessischen Dillenburg als Wilhem von Nassau-Dillenburg geboren, gestorben 1584 in Delft an den Folgen eines Attentats. Legendärer Freiheitskämpfer und als Begründer der Unabhängigkeit des Landes „Vater des Vaterlandes“. Sein Name wird in „Het Wilhelmus“, der Nationalhymne der Niederlande, geehrt. Seine Leistungen spielen in meinem Roman „Krone der Welt“ eine Rolle.
Wilhelm II. von Oranien: Sohn von Friedrich-Heinrich Prinz von Oranien (jüngster Sohn von Wilhelm I.) und der deutschen Gräfin Amalia zu Solms-Braunfels. 1626 geboren, 1650 gestorben. Wilhelm II. wurde mit der englischen Princess Royal Maria Henrietta Stuart verheiratet. Mit seiner Auseinandersetzung mit der Provinz Holland und dem Angriff auf Amsterdam 1650 ging er in die Geschichte ein. Noch im gleichen Jahr starb Wilhelm II. an den Pocken. „Gold und Ehre“ beginnt mit dem Angriff auf Amsterdam 1650 und auch Wilhelm II. kommt in dem Roman vor.
Wilhelm III. faszinierte mich besonders. 1650, acht Tage nach dem Tod seines Vaters geboren, hatte Wilhelm III. unter dem Machtverlust der Oranier zu leiden. Als dann auch noch seine Mutter 1660 starb, wurde der kränkliche Zehnjährige zum „Kind des Staates“, verlor jedoch unter der Regentenherrschaft zunehmend Privilegien. Erst im Katastrophenjahr 1672 setzte die Nation ihre Hoffnung auf den Oranierspross. Als Statthalter, Generalkapitän und Admiral führte er die Niederlande im Kampf gegen England und Frankreich an, heiratete die Princess Royal Mary II. Stuart und wurde schließlich 1688 durch die Glorious Revolution zum englischen König.
In „Blüte der Zeit“ schildere ich sein Leben und seinen Charakter bis zu diesem Zeitpunkt aus der Perspektive seines (fiktiven) Freundes und Gefährten Paulus van Houtkerke.
Der „Statthalter-König“ Wilhelm III. und Königin Mary schufen während ihrer Regierungszeit Gartenparadiese wie Hampton Court oder Het Loo, die sich noch heute besichtigen lassen. Es heißt, nach Marys frühen Tod 1694 sei Wilhelm sehr bekümmert gewesen und habe die Freude an seinen Schlössern und Gärten verloren. Als Freund und Verantwortlicher für die königlichen Gartenanlagen stand ihm weiterhin Hans Willem Bentinck zur Seite, der unter der Herrschaft des Oraniers eine steile Karriere machte und u. a. als Earl of Portland in den englischen Adelsstand erhoben wurde, bis ihm Arnold van Keppel den Rang ablief. Wenig verwunderlich, dass zu jener Zeit Gerüchte die Runde machten, dass Wilhelm III. homosexuell sei. Diese sind jedoch ausschließlich auf Bemerkungen von Gegnern oder in Flugschriften zurückzuführen.
Politisch stellten König Wilhelm und Königin Mary durch die Bill of Rights die Weichen für den Parlamentarismus und die moderne Demokratie. Allerdings ist Wilhelm auch für wenig rühmliche und bis heute nachwirkende Ereignisse wie das Massaker von Glencoe oder die Schlacht am Boyne verantwortlich.
König Wilhelm III. starb am 28. Dezember 1694 im Kensington Palace.
Weiterführende Literaturhinweise gibt es auf der entsprechenden Seite meiner Homepage.