In meinem Sylt-Krimi gibt es auch immer wieder Szenen, die in Flensburg spielen. Meine Kommissarin Liv Lammers lebt dort mit ihrer Familie, seit sie ihren Geburtsort Sylt verlassen hat. In Flensburg ist auch Sitz der Polizeidirektion und damit des K1, der Mordkommission. Livs Großmutter Elise spricht Petuh und streut immer wieder Wörter und Redewendungen aus dieser Form des Plattdeutsch ein. Aber was ist eigentlich Petuh? Und wie ist es entstanden?
Die Überlieferung besagt, dass Petuh auf den täglichen Butterfahrten der Flensburger entstanden. Die Jahresdauerkarten für die Fördedampfer hießen früher Partoutkarten (partout – französisch = immer), woraus dann irgendwann „Petuh-Karten“ wurden. Zumeist ältere Damen, ausgerüstet mit einer Jahresdauerkarte, schipperten regelmäßig über die Flensburger Förde nach Dänemark. Auf den Ausflugsdampfern und in den Cafés – beliebtestes Ziel der „Petuh-Tanten“ – trafen deutsche und dänische Dialekte aufeinander. Dieses „Missinsch“ aus Deutsch, Plattdeutsch, Dänisch und Plattdänisch verbreitete sich damals in Flensburg entlang der dänischen Grenze. Aus diesem sprachlichen Kauderwelsch entwickelte sich eine eigenständige „Sprache“ – das Petuh. Heute beherrschen nur noch wenige „Petuh-Tanten“ diese Flensburger Mundart. Leider ist dieses Plattdeutsch am Aussterben – Szünde! Die berühmteste Mundart-Sprecherin war wohl die inzwischen verstorbene Schauspielerin Renate Delfs, die auch Bücher auf Petuh veröffentlichte. Ich finde es wichtig, dass so alte und traditionsreiche Sprachen erhalten werden und habe sie deshalb in meine Krimis (zumindest ein kleinwenig) eingebaut.
Übrigens bietet die Tourismus-Zentrale in Flensburg Stadtführungen mit „Petuh-Tanten“ an.