Hektisches Mittelalter

Hektisches Mittelalter

Über das Tempo des Geschäftslebens im Mittelalter gibt es die verschiedensten Informationen und Ansichten. Einerseits war man natürlich sehr viel länger unterwegs, wenn man beispielsweise bedenkt, dass ein Kaufmann mit Gefolge und Gepäck dreißig bis fünfundvierzig Kilometer pro Tag oder eine Kogge acht bis dreizehn Kilometer pro Stunde zurücklegte. Auch ist die Aufenthaltsdauer in Hansestädten zum Teil sehr lang. Wo ein Geschäftsmann heute mal kurz zum Meeting fliegt, verweilte man früher einige Wochen, um seine Geschäfte zu tätigen. Goswin von der Ropp schrieb in seinem 1907 veröffentlichten Buch „Kaufmannsleben zur Zeit der Hanse“: „Der jetztige hastige Geschäftsbetrieb mit Telegraphen und Telefonen war ebenso unbekannt wie das Wort ,Zeit ist Geld‘.“

Dem widerspricht Thorsten Afflerbach in „Der berufliche Alltag eines spätmittelalterlichen Hansekaufmanns“ energisch: „Dass damalige Kaufleute ebenso unter Zeitdruck standen wie heutige, kann aus den Briefen der Veckingchusen ersehen werden, in denen häufiger die Eintragung ,gescreven met hast‘ zu finden ist, in einigen Fäller sogar nur in der Kurzform ,screven met hast‘ und in einem Fall – wohl ein Tag mit besonderem Streß – war nicht einmal mehr dafür Zeit, es findet sich nur noch ,mit hast‘.“

Andererseits sind auch diese Eintragungen deutbar. Vielleicht wollte der Kaufmann durch den Hinweis auf die Eile nur die ihm zu diesem Zeitpunkt möglicherweise lästige Pflicht verkürzen …

Zum Foto: Münzen und Schatzkästen aus dem mittelalterlichen Stralsund, fotografiert im Kulturhistorischen Museum Stralsund

Freitag, 19. Juni 2015

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