Prag und „Die Tochter des Fechtmeisters“ – Schauplätze des Romans
„Prag hat so viele Facetten wie ein Diamant“, schwärmt der Spielmann Arkadi in meinem Roman „Die Tochter des Fechtmeisters“. Die Fechtertochter Clarissa treiben eine Verschwörung und ein düsteres Geheimnis in die Kaiserstadt. Dort lernt sie im Laufe der Geschichte verschiedene Facetten Prags kennen. Einige der Schauplätze des Romans möchte ich hier vorstellen.
Die meiste Zeit verbringt Clarissa in der Prager Altstadt. Nachdem sie zunächst in der Judengasse die Familie eines Fechtbruders aufsuchte, wohnt sie bei der Jüdin Donna Felicitas außerhalb des Judenviertels an der Gallus-Kirche. In der Kirche Sankt-Gallus, die man besichtigen kann, predigten so berühmte Geistliche wie Jan Hus. Im Gegensatz zu anderen Städten, in denen die Juden in ihrem Viertel wohnen mussten, waren die Grenzen im toleranten Prag durchlässig. Gerade reiche Juden durften Häuser außerhalb des Judenviertels kaufen und bewohnen. Vor der Sankt-Gallus-Kirche befand sich der Tandlmarkt, auf dem auch viele jüdische Händler ihre Waren anboten.
Das jüdische Viertel nennt sich heute Josefov und hat sich seit dem siebzehnten Jahrhundert stark verändert. Wie „zu Clarissas Zeiten“ sind jedoch noch die meisten der Synagogen sowie der berühmte jüdische Friedhof; einen Besuch ist unbedingt auch das Jüdische Museum wert.
Später zieht Clarissa mit ihrem Mann Leander in die „Neue Welt“, ein Viertel, das heute noch zu den schönsten in Prag zählt. Auch der berühmte Astronom Tycho Brahe, der am Hofe Kaiser Rudolfs II. gewirkt hatte, hatte in Novy Svet gelebt. Eines der wenigen erhaltenen Holzhäuser in Novy Svet vermittelt einen Eindruck der früheren Bebauung.
Eine eher kleine Rolle in dem Roman spielen der Veitsdom und das Goldene Gässchen, in der der Alchemist Michael Maier residiert. Die Karlsbrücke wurde damals noch als Große Brücke bezeichnet, die weltberühmten Statuen gab es zu Clarissas Zeiten noch nicht. Das Klementinum, in dem sich Carl versteckte und das bei den Kriegshandlungen 1611 eine Rolle spielte, wurde baulich seit damals sehr stark verändert. Darstellungen von dem Einzug des Passauer Kriegsvolks und den Verwüstungen, die die Söldner anrichteten, gibt es auf verschiedenen historischen Grafiken aus der Zeit (einige liegen im Internet vor); auf diesen Grafiken ist ebenfalls die alte Bebauung Prags gut zu erkennen.
Besonders eindrucksvoll ist der Roman-Schauplatz Prager Burg. Zwar wurde an in der Burgstadt Hradschin vieles nach dem Roman-Ende 1613 hinzugebaut, anderes ist aber noch erhalten, wie Kaiser Rudolf II. Gemächer. Im Pulverturm Mihulka, aus dem Leander und Clarissa ihren Freund Alexander befreien, befindet sich heute eine Dauerausstellung über die Burgwache. Zu besichtigen ist auch der imposante Wladislaw-Saal. Leider nicht mehr im Originalzustand ist der Hirschgraben. Auch den Tierpark, in dem Kaiser Rudolf II. Löwen und andere Wildtiere hielt, gibt es nicht mehr. Sein Bruder, der ihm als Matthias II. auf den Kaiserthron nachfolgte, ließ 1614 das barocke Matthiastor errichten. Der Gemäldesaal in der Prager Burg hat seine Wurzeln in Rudolfs Zeiten. Von Kaiser Rudolf II. Gemälde- und Kuriositätensammlung ist übrigens nur noch ein Teil vorhanden, dieser ist in den Wiener Sammlungen zu sehen. Aber Wien ist ja eine weitere Reise wert …
Fotonachweis: Prag City Tourism
Samstag, 2. Februar 2019