Authentische Sprache im Roman – und ihre Grenzen

Wie haben die Menschen im Mittelalter miteinander geredet? Wie vor dreihundert Jahren? Wie vor hundert? Dialoge sind auch im historischen Roman ein wichtiges Stilmittel, doch die Balance zwischen Authentizität und Lesefluss zu finden, ist nicht immer einfach. Zunächst stellt sich die Frage, wie man herausfinden kann, wie jemand redete. Eine wunderbare Quelle sind beispielsweise Gerichtsprotokolle, aber auch Tagebucheintragungen und Briefe sind teilweise nützlich. Gerade in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs hat der Einsatz möglichst authentischer Sprache jedoch seine Grenzen. Die Heere waren damals eine vielsprachige Vielvölkerarmee. Am Ende des Krieges waren Dolmetscher, sogenannte „Sprachmeister“, nötig.

Ein Beispiel, wie Wallenstein die verschiedenen Sprachen in seiner Korrespondenz nutzte, findet sich in Hans-Christian Hufs ausgezeichnetem Sachbuch „Mit Gottes Segen in die Hölle“ (Hufs Übersetzungen sind in Klammern eingefügt). Über den Abzug seines Gegners Gustav Adolf aus Nürnberg im September 1632 schrieb Wallenstein: „So hat sich der König bei dieser impresa (Unternehmen) gewaltig die Hörner abgestoßen. Er hat auch damit sein Volk über die Maßen discouragiert (entmutigt), dass er sie so hazardosamente (wie ein Glücksspieler) angeführt, dass sie in vorfallenden occasionen (Gelegenheiten) ihm desto weniger trauen werden.“

Da sag noch einer, in unser heutiges Deutsch fließen zu viele Fremdwörter ein …

Foto: Historische Dokumente sind unverzichtbar als Quelle, hier ein Ausgabebuch der Stadt Stralsund aus dem Kulturhistorischen Museum. 

Samstag, 2. Februar 2019

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