Der Chirurg und die Spielfrau
In meinem neuen Roman „Der Chirurg und die Spielfrau“ (ab 27. März, Lübbe-Verlag) tauche ich tief in die Geschichte der mittelalterlichen Medizin und der Kreuzzüge ein.
Inspiration für meine Hauptfigur war der legendäre ‚Chirurg von der Weser‘, dessen profundes Wissen uns durch ein Manuskript aus dem dreizehnten Jahrhundert bekannt ist. Auf Basis dieser Handschrift habe ich seinen Werdegang ausfantasiert, der ihn von Bremen und Corvey nach Genua, Bologna, Montpellier und schließlich zum Krieg gegen die Stedinger, dem einzigen Kreuzzug auf deutschem Boden, führt. Ihm gegenüber steht meine weibliche Hauptfigur Elena, eine Spielfrau, die sich auf die Heilkraft der Musik versteht. Denn während heute die Musiktherapie ein Nischendasein führt, wurden in der Antike und im Mittelalter gezielt nützliche Tonarten und Musikstücke zur Heilung von Krankheiten verordnet. Ein faszinierendes Stück Medizingeschichte, das heute beinahe vergessen ist.
Und darum geht es in „Der Chirurg und die Spielfrau“: 1217. Weil sein Vater ihn ins Kloster geben möchte, flieht der junge Bremer Adlige Thonis und schließt sich einem Kreuzzugsheer an. Doch er kommt nicht weit: Schon auf dem Weg ins Heilige Land erblindet er, wird zum Sterben zurückgelassen. Dass er gesundet, verdankt er allein dem betörenden Gesang einer Spielfrau, der ihn im Leben hält, und der Kunst des Chirurgen Wilhelm. Fasziniert lässt sich Thonis selbst zum Chirurgen ausbilden und spürt die Frau auf, die ihn einst rettete: Elena, eine Sklavin. Beide wollen sie den Menschen helfen – und geraten in einer Zeit der Kreuzzüge und Ketzerverfolgung in tödliche Gefahr …
Von Bremen und Mallorca in den Süden Frankreichs und den Norden Italiens – das eine spannende Reise durch die mittelalterliche Medizin und die Geschichte der Kreuzzüge.
Natürlich habe ich auch wieder vor Ort recherchiert. Mit meiner Familie war ich im Camper in Norddeutschland und dem Mittelmeerraum unterwegs. Denn gerade, wenn in einem Roman viele Schauplätze auftauchen, ist es wichtig, die einzelnen Orte gut kennenzulernen.
Als ich im vergangenen Jahr den letzten Satz von „Der Chirurg und die Spielfrau“ tippte, ahnte ich nicht, was für ein Gewicht diese Abschiedsformel im Frühjahr 2020 bekommen würde: „Bleiben Sie gesund und haben Sie immer Musik im Herzen!“ Der Umgang mit der Geschichte der Medizin lehrt Demut, das habe ich schon bei meiner Arbeit an ‚Die Arznei der Könige‘ erfahren. Umso mehr schätze ich den medizinischen Fortschritt, den wir genießen dürfen.
Freitag, 27. März 2020