Bardowick, beschaulicher Ort mit großer Geschichte

Bardowick, beschaulicher Ort mit großer Geschichte

Bardowick – Schauplatz aus „Die Perlenfischerin“

Bardowick ist einer der ältesten Orte Norddeutschlands. Die bedeutende Vergangenheit des Fleckens, der südöstlich von Hamburg liegt, lässt sich an zwei Dingen schnell erkennen: an dem Dom St. Peter und Paul, der für den agrargisch geprägten Ort – das Zentrum der bedeutenden Gemüseproduktion in der Region – überdimensioniert erscheint, und an der Tatsache, dass jedermann, der in die Tiefe bauen will, das Archäologische Landesamt hinzuziehen muss. Tatsächlich hat Bardowick in der Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt, was nicht nur die ehemals neun Kirchen des Ortes bezeugen. So wurde Bardowick bereits im Jahr 805 in einer Anordnung Kaiser Karls des Großen, dem Diedenhofener Kapitular, als einer von neun Grenzorten in seinem Reich urkundlich erwähnt. Die Zerstörung Bardowicks durch Herzog Heinrich den Löwen im Jahre 1189 war eine Zäsur in der Geschichte des Ortes, woran die Löwenfigur am Portal des Doms erinnert.

Noch heute wird Bardowick als Forschungsschwerpunkt archäologisch untersucht. Ich bin Dr. Mario Pahlow, dem zuständigen Bezirksarchäologen des Niedersächsischen Landesamts für Denkmalpflege, sehr dankbar, dass er mir einen Einblick in seine Arbeit gab (Foto unten: beim Besuch der Ausgrabung in Bardowick im September 2018). Bei den jüngsten Ausgrabungen 2018 wurden Hinweise auf das Gerberviertel der Stadt gefunden. Schmuck, wie ein mutmaßlich jüdischer Ring, Keramik und z.T. arabische Münzfunde (z.B. der Münzschatz, der ab 1162 datiert werden kann) beweisen Bedeutung und das weit verzweigte Handelsnetz der einstigen Stadt.

Neben dem Dom – der übrigens nie ein Bischofssitz war – bietet sich der Sankt Nikolaihof in Bardowick zur Besichtigung an, einer historischen Sehenswürdigkeit von herausragendem Rang. Der Nikolaihof war ein Siechen- und Lepraspital der Stadt Lüneburg. Mehrere Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus dem 14. bis 18. Jahrhundert gruppieren sich heute um eine gotische Kapelle. Seit einiger Zeit ist die Bücherei der Samtgemeinde Bardowick im Nikolaihof untergebracht – für mich eine der schönsten Büchereien überhaupt!

Wer Bardowick selbst erkunden will, dem empfehle ich den historischen Rundgang. Geleitet vom „Pfennig“, der einer mittelalterlichen Bardowicker Münze nachgebildet wurde, ermöglichen Schautafeln an dreizehn Standorten den Blick in die Geschichte. Weitere Informationen bekommen Sie im Heimatmuseum Gildehaus.

Idyllisch fließt die Ilmenau bei Bardowick. Kaum vorstellbar, dass hier eine der größten Handelsstädte im Frühmittelalter bestand. Der Verlauf der Ilmenau hat sich übrigens über die Jahrhunderte immer wieder etwas verändert, früher mäanderte der Fluss sehr viel stärker.

Fotos Copyright: André Poling

Donnerstag, 4. April 2019

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