Seit jeher waren Falken eine bedeutende Handelsware. Von Königen, Bischöfen und dem Deutschen Orden wurden sie geschätzt und oft als Staatsgeschenk verehrt. Beizjagd und Falknerei galten als angemessener Zeitvertreib des Adels. Bei Kaiser Friedrich II. führte die Liebe zu Falken soweit, dass er sein Wissen in einem Falkenbuch festhalten ließ: De arte venandi cum avibus – Über die Kunst mit Vögeln zu jagen. Dieses Falkenbuch (in einer sehr schönen und erschwinglichen Ausgabe als Harenberg-Taschenbuch erhältlich) ist auch heute noch eine wichtige Quelle für Beizjagd und Greifvogelkunde. Manches aus dem Falkenbuch ist allerdings auch nicht mehr üblich, wie das sogenannte „Aufbräuen“, d.h. die künstliche Blendung des Falken zu Beginn der Zähmung (fol. 61v). Die verschiedenen Jagdmethoden sind auch vom Hofe Philipps des Guten von Burgund überliefert, z.B. die ebenfalls in „Die Feinde der Hansetochter“ geschilderte Jagd auf Reiher.
Die kostbarsten Falken kamen aus Grönland und Island: die Gerfalken (Falco rusticolus). Der norwegische König, unter dessen Verwaltung Island lange stand, reglementierte die Jagd auf Falken streng. Für Kaiser Friedrich II. und andere Falkner galt der Gerfalke als Ranghöchster der Jagdfalken. In der Manesseschen Liederhandschrift begleitet er Konradin, Friedrichs Enkel. „Die Falken wurden mit einer hohen Verlustrate aus Norwegen, Island oder Arabien importiert und waren so kostbar, dass sie sogar als diplomatische Geschenke oder Lösegeld verwendet wurden“, schreibt Mamoun Fansa in einem Katalog zur Ausstellung über Kaiser Friedrichs II. Falkenbuch.
Von verschiedenen Hansekaufleuten ist der Handel mit Falken überliefert, so konnte man bis zu acht Goldgulden pro Falke Gewinn machen, wenn die Tiere denn die weite Reise überlebten. Der Umgang mit Greifvögel war nicht nur Männersache: adelige Frauen jagten häufig, auch ist für den Deutschen Orden im Jahr 1410 eine Falknerin überliefert. Obgleich den Ordensrittern die Beizjagd verboten war, beschäftigte der Hochmeister Falkner, die mit den adeligen Gästen jagten oder die Greifvögel abrichteten. Hierzu gibt es den hochinteressanten Artikel des Historikers Klaus Militzer „Jagd und Deutscher Orden“.
Nützlich für meine Recherchen war neben der Lektüre verschiedener Falken- und Jagdbücher auch der Besuch im Wildpark Lüneburger Heide. Dort gibt es ein ansehnliches Greifvogelgehege. Der Falkner Lothar Askani (Foto: André Poling) war so freundlich, mir aus der Praxis des Umgangs mit Falken zu berichten. Meine malerische Vorstellung schwebender und ständig Ausspähender Falken rückte Askani beispielsweise zurecht: „Greifvögel sind faul. Sie fliegen nur, wenn sie müssen, weil es so viel Energie verbraucht.“
Foto: Im Wildpark Lüneburger Heide durfte ich meinen Roman mit Unterstützung des Falkners Lothar Askani vorstellen – vielen Dank dafür!
Samstag, 2. Februar 2019