Die Feinde der Hansetochter – Hintergrund zum Knochenhaueraufstand

Knochenhaueraufstand 1380/84

Für die Auslosung meine Leserunde zu „Die Feinde der Hansetochter“ im März 2016 bei Lovelybooks hatte ich die Frage gestellt, nach welchem Handwerk der berühmteste städtische Konflikt in Lübeck benannt wurde. Antwort: Es sind die Knochenhauer.

Hierzu einige Hintergrundinformationen:

„Die Feinde der Hansetochter“ spielt in einer wechselvollen Zeit. In den Jahren nach dem Stralsunder Frieden von 1370 war die Hanse zwar auf der Höhe ihrer Macht – zugleich aber auf verschiedenen Ebenen bedroht. Eine Gefahr aus dem Inneren waren die Handwerkerunruhen. 1374 begannen sie in Braunschweig: „Do was de duvel los ghewurden in der stad to Brunswik“, urteilt der Lübecker Rats-Chronist Detmar. Die Gründe für die meistenteils blutigen Aufstände lagen in der wachsenden sozialen und gesellschaftlichen Ungerechtigkeit zwischen den Ständen, der Steuerlast, aber auch der Wirtschaftskrise. Es gab bestimmte Handwerke, die diesen Aufruhr besonders vorantrieben. In Flandern und in Köln waren es die Weber, die Fleischer und Knochenhauer in Köln, Hamburg, Danzig und Lübeck. Die Handwerker strebten eine Besserstellung gegenüber anderen Ämtern und den Kaufleuten an sowie mehr Selbstbestimmung.

Da die wichtigste Quelle über die Lübecker Vorgänge, das „Liber de traditionibus“, verschollen ist, lassen sich die Hintergründe am besten u.a. in dem Artikel „Die Lübecker Knochenhaueraufstände von 1380/84 und ihre Voraussetzungen“ von Ahasver von Brandt sowie „Knochenhauer in Lübeck am Ende des 14. Jahrhunderts“ von Claus Veltmann nachlesen. Insgesamt waren sechzig bis fünfundsechzig Verschwörer beteiligt, von denen vermutlich siebenundzwanzig Knochenhauer waren. Nach einem der Hauptverschwörer wird der Knochenhauer-Aufstand manchmal auch Paternoster-Aufstand genannt. Die Strafen waren drakonisch: mindestens achtzehn wurden geköpft, gerädert und/oder gevierteilt. Sogar Heinrich „Paternostermacher“, der im Gefängnis Selbstmord beging, wurde noch als Toter als Verräter auf das Rad geflochten. Nach den Prozessen wurde das Knochenhauer-Amt quasi aufgelöst. In späteren Jahren inspirierte der Knochenhaueraufstand zu allerlei Sagen, an die auch heute noch ein Reiterrelief in der Königstraße in Lübeck erinnert.

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