„Blüte der Zeit“ – Faszination exotische Früchte

Das siebzehnte Jahrhundert war in der Gartenkultur auch die große Zeit der exotischen Früchte. Vor allem die Ananas galt als „King of Fruits“, weshalb ein wahrer Wettlauf darum entbrannte, sie auch in Europa zu züchten. Doch die Ananas ist ein anspruchsvolles Gewächs und viele Versuche scheiterten. Trotzdem ließ der König Charles II. sich 1677 auf einem Gemälde mit einer Ananas porträtieren, die angeblich in England gezüchtet worden war. Fachleute wie Fran Beauman halten das für eine Falschbehauptung; vermutlich war die Frucht lediglich in England ausgereift. Die erste Zucht gelang der niederländischen Witwe Agnes Block und ihren Gärtnern 1685 nach vielen Jahren des Experimentierens. Sie war so stolz auf diese Errungenschaft, dass sie eine Medaille gestalten ließ, auf der es hieß: „Können und Arbeit bringen hervor, was die Natur nicht kann“. Block war eine begeisterte Gärtnerin und Pflanzensammlerin, die zahlreiche Malerinnen und Maler beauftragte, um ihre Pflanzen zu verewigen, darunter die deutsche Naturforscherin und Künstlerin Maria Sybilla Merian. Für mich ist Agnes Block eine beeindruckende Persönlichkeit, weshalb ich ihr einen (Kurz-) Auftritt in „Blüte der Zeit“ verschaffte.

Von Jan Weenix – www.ahm.nl : Home : Info, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10897115

Grundsätzlich waren die exotischen Pflanzen sehr kostbar, weshalb sie als Statussymbol galten. „Das immerwährende Grünen, Blühen und Fruchten der Zitrusgewächse wurde als Zeichen der Unsterblichkeit interpretiert und konnte so als Symbol der Unvergänglichkeit für das Herrscherhaus in Anspruch genommen werden“, schreibt Heinrich Hamann in „Natur hinter Glas“, herausgegeben von Jürgen Landwehr.

Die Niederlande brachten ehrgeizige Pflanzensammler hervor, allen voran Gaspar Fagel, dessen Sammlung später König Wilhelm III. übernahm. Die Fagel Collection wird heute an der Trinity University, Dublin, bewahrt, wo die Dokumente aufwändig aufgearbeitet wurden.

Trotz der weiten und langen Transportwege war die Vielfalt auch an Zitrusfrüchten in Europa groß, wie J.C. Volkamers Buch „Nürnbergische Hesperides“ beweist.

Zur Vielfalt trugen auch die Gewächshäuser und Orangerien bei, die jeder Gartenliebhaber, der etwas auf sich hielt, errichten ließ. Handelte es sich zunächst um einfache abschlagbare Pomeranzenhäuser, so wurde die Technik zunehmend ausgefeilter. Diese Häuser dienten auch einer großen Zahl exotischer Kübelpflanzen als Quartier. Ein Trendsetter war dabei König Ludwig XIV., der die künstlerische wie technische Seite der Gartenkultur beförderte. Auch Johann Moritz Fürst von Nassau-Siegen war ein Liebhaber der Gartenkunst. Er entwickelte sogar eine eigene Gartenschere, die er stolz am Hof von Versailles demonstrierte. Oft wurden die Orangerien auch in den Sommermonaten als Festraum des Hofes genutzt. Da diese Häuser beheizt werden mussten, kam es auch immer wieder zu Bränden, wie 1655, als das Pomeranzenhaus im Berliner Lustgarten abbrannte und dabei der gesamte Pflanzenbestand vernichtet wurde. Natürlich wurde das Pomeranzenhaus wieder aufgebaut und später entstanden in vielen Gärten Berlins und Brandenburgs auch Orangerien. Denn schließlich hatten Zitrusfrüchte auch eine wichtige medizinische Funktion, wie der Berliner Botaniker und Leibarzt Johann Sigismund Elsholtz in seinen Werken immer wieder betonte. Der Geruch der Zitrusfrüchte sollte beispielsweise gegen die Pest schützen.

Von Credit: „P.D.“Editor: Johann Christoph Volckamer – Source: George Glazer collectionURL: [1], Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42758

In Kunst und Kultur spielten Zitrusfrüchte ebenfalls eine Rolle. So stand die Zitrone in der Emblemliteratur und -malerei für das Leben, das niemals reine Freude ist. Sie galt als Sinnbild des Sündenfalls und ewigen Lebens zugleich, weshalb sie auch als Grabbeilage verwendet wurde.

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