Grindelwald Fluctuation und Maunder Minimum – Wie das Wetter die Geschichte beeinflusst

Ich finde es ja herrlich, wenn ich bei den Recherchen zu meinen historischen Romanen in Themen eintauchen kann, die zunächst etwas abseitig erscheinen. In diesem Fall ist es jedoch weniger abseitig, sondern eher spezifisch. Den Begriff „Kleine Eiszeit“ kennen wohl die meisten. Dabei handelt es sich um eine Klimaepoche zwischen 1250 und dem neunzehnten Jahrhundert, in der es besonders kalt gewesen ist. Für diese Kleine Eiszeit werden verschiedene Ursachen verantwortlich gemacht, wie eine Reihe starker Vulkanausbrüche, verringerte Sonneneinstrahlung, Aufforstung durch Bevölkerungsschwund oder ein schwächerer Golfstrom. In seinem Buch „The Frigid Golden Age“ widmet sich der in den Niederlanden geborene Umweltwissenschaftler Dagomar Degroot dem Einfluß dieser Klimaepoche auf das sogenannte „Goldene Zeitalter“. Dabei nimmt er besonders die Grindelwald Fluctuation (eine Abkühlungsphase zwischen 1560 und 1630) sowie das Maunder Minimum (eine Periode stark verringerter Sonnenfleckenaktivität zwischen 1645 und 1715) in den Blick. „Two bitterly cold phases of the Little Ice Age – the Grindelwald Fluctuation and the Maunder Minimum – framed the Golden Age of the Dutch Republic“, schreibt er in seinem Buch.

Er vertritt einerseits die These, dass sich die Niederländer zu jener Zeit besonders gut an die Wetterbedingungen anpassen konnten und diese sogar ihren Aufstieg beförderten. So war durch die Missernten ein Getreideimport nötig, der seinerseits den Ausbau des Handels vorantrieb. Gleichzeitig profitierte die Republik der Sieben Vereinigten Provinzen während der vielen Kriege im siebzehnten Jahrhundert zeitweise von den Wetterkapriolen. So wurde spanische Belagerungen buchstäblich hinweggespült.

Degroots Analyse von Logbüchern war für mich bei meinen Recherchen zu „Krone der Welt“ und „Gold und Ehre“ besonders interessant. Während des ersten Englisch-Niederländischen Seekriegs halfen die Wetterbedingungen den Engländern. Doch in den folgenden Jahren herrschten östliche Winde vor, von denen die Niederländer profitierten, auch lagen ihre Schiffe in den vielen Stürmen jener Zeit besser im Wasser. „The dutch larely benefitted from the weather of the dominant Maunder Minimum in their struggle with England”, urteilt Dagomar Degroot. Für mich war es sehr spannend zu lesen, wie stark das Wetter die Geschichte zu jener Zeit beeinflusst hat – deshalb möchte ich das Buch von Dagomar Degroot und dessen Homepage nur allen Interessierten ans Herz legen. (dagomardegroot.com, Link ohne Gewähr und Haftung/Werbung unbezahlt)

The Frigid Golden Age – Climate Change, the Little Ice Age, and the Dutch Republic, 1560–1720, Dagomar Degroot, Georgetown University, Washington D.C., Cambridge University Press, 2018

Weitere Lesetipps: The Little Ice Age, Brian Fagan

Eine schöne Gemäldegalerie mit den Bildern von Hendrick Averkamp findet sich hier (Link ohne Gewähr und Haftung) https://www.nga.gov/features/slideshows/the-little-ice-age.html

Der Amsterdamer Maler Hendrick Avercamp ist besonders bekannt für seine Winterlandschaften – http://www.rijksmuseum.nl/collectie/SK-A-1718, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3970468
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