Als unmögliche Leuchttürme gelten beispielsweise solche, die auf Riffen weit ab im Meer errichtet werden, die die meiste Zeit des Tages unter Wasser sind. Auch heute noch wäre das ein schwieriges Unterfangen, aber für das neunzehnte Jahrhundert erscheint es beinahe unmöglich, mit Segelschiffen und Dampfbooten diese technische Meisterleistung zu vollbringen. Die Stevenson-Ingenieure haben gleich mehrere dieser Leuchttürme gebaut. Besonders einflussreich für die Familie war der Bau des Bell Rock durch RLS Großvater Robert Stevenson. Die Baugeschichte lässt sich nicht nur in meinem Roman „Die Leuchttürme der Stevensons“ nachlesen, sondern auch in diversen Büchern über die Geschichte der Leuchttürme (siehe Literaturverzeichnis). Nur so viel: Vorbild für den Bell Rock war der englische Leuchtturm Eddystone. Beim Bell Rock war Robert Stevenson zunächst nur als Untergebener des damals bedeutenden Ingenieurs John Rennie angestellt, doch da dieser sich nur selten auf der Baustelle sehen ließ, führte Stevenson den Bau durch und veröffentlichte anschließend ein umfangreiches Werk darüber, das ihn berühmt machte.
Weitere unmögliche Leuchttürme sind u.a. Skerryvore (Alan Stevenson), Muckle Flugga und Dubh Artach (David und Thomas Stevenson). Natürlich wollte ich gerne einen der unmöglichen Leuchttürme sehen. Da es mir klar war, dass es bei den rauen schottischen Witterungen vermutlich schwierig sein würde, einen Fischer zu finden, der mich zum Sightseeing so weit auf die offene See hinaus fährt, peilte ich bei meinen Recherchen einen Besuch auf den Shetlandinseln an, um Muckle Flugga zu sehen. Dieser Leuchtturm befindet sich zwar relativ nah an Land, aber auf einer spitzen Felsennase, hinter der nur noch der Nordpol kommt. Etliche Fähren, viele Autofahrten, und eine lange Wanderung später war es soweit: ich hatte den äußersten Zipfel der Insel Unst erreicht. In der Hermaness National Nature Reserve, die den nördlichsten Zipfel von Unst schützt, hatte ich nicht nur einen Blick auf traumschöne Felsenküste und unzählige Vögel, sondern auch auf Muckle Flugga – ein großartiges Erlebnis.
Auch den Leuchttürmen Bell Rock und Dhu Artach habe ich mich auf meinen Reisen angenähert. Der Bell Rock befindet sich vor der Ostküste Schottlands. Basisstation war die kleine Stadt Arbroath. Im dortigen Signal Tower Museum kann man sich ausführlich u.a. über den Bau des Leuchtturms und das Leben der Leuchtturmwärter informieren. Vom Turm aus wurde übrigens mit den Leuchtturmwärtern auf dem meilenweit entfernten Bell Rock kommuniziert – und zwar mit Hilfe von Flaggen.
Zum Dubh Artach und der Basisstation Erraid gibt es einen gesonderten Blogeintrag.
Ich bedanke mich beom Northern Lighthouse Board für die Fotos von Bell Rock, Dubh Artach und Skerryvore.