Der Wellenbrecher von Wick – Fluch oder Segen?

Der nordschottische Hafenort Wick war im neunzehnten Jahrhundert das Epizentrum der Heringsfischerei. Alljährlich fielen beschaulichen Örtchen Tausende Fischer u.a. aus den Highlands zur Fischereisaison ein. Da der Norden Schottlands und insbesondere Wick von Stürmen heimgesucht wird, sollten die Stevenson-Ingenieure einen neuen Wellenbrecher bauen. Dieser wurde von Thomas Stevenson akribisch geplant. Doch bereits beim Bau kam es immer wieder zu Zwischenfällen, als bei Stürmen ganze Granitbrocken vom Fundament gerissen wurden und dieses in Teilen komplett zerstört wurde. Robert Louis Stevenson wurde im Jahr 1868 von seinem Vater nach Wick entsandt, um die Bauarbeiten zu unterstützen. Aus seinen Briefen geht hervor, wie hart die Arbeit gewesen ist und wie schwierig es für ihn war, sich als angehender Ingenieur zu behaupten. Ein Erlebnis jedoch hat ihn auch als späteren Schriftsteller geprägt. Er wollte einmal mit dem Taucher Robert Bain zum Fuß des Fundaments ins Meer tauchen. Sein Vater verbot ihm dies, aber Louis tat es dennoch und schrieb auch Jahre später noch begeistert über seinen Tauchgang. Für Thomas Stevenson war der Bau des Wellenbrechers ein herber Rückschlag, denn dieser konnte nie wirklich fertig gestellt werden, verschlang Unsummen und beschädigte seinen Ruf. Das Meer, sein erklärter Feind, den er durch meteorologische Methoden zu analysieren versuchte, bezwang ihn bei diesem Bau. Heute ragt der Wellenbrecher von Wick als Ruine ins Meer. Geblieben sind Robert Louis Stevensons anschauliche Beschreibungen seines Tauchgangs und Fotos der Taucher, die im örtlichen Fotostudio entstanden sind. In diesem beeindruckenden Archiv fand ich auch ein Foto von Peggy Sue, die Robert Louis Stevenson ebenfalls in seinen Briefen beschrieb. Mein Dank gilt der Johnston Collection, dass ich diese Fotos für meinen Blog nutzen darf.

Das ist alles, was von dem gewaltigen Wellenbrecher in Wick übrig geblieben ist.

© Andre Poling


www.poling.de
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