So könnte damals eine Stellenbeschreibung für einen Leuchtturmwärter ausgesehen haben.
Anforderungen:
Nüchtern und fleißig, reinlich in der Person und der Kleidung, ordentlich in seiner Familie, tugendhaft, gläubig, umgängliches Gemüt
Militärischer Hintergrund bevorzugt, aber auch ehemalige Seeleute aus Handel und Fischerei
Muss kochen können
Aufgaben:
tägliche Sicherstellung der Funktionalität des Leuchtturms samt Reinigung der Laterne
Instandhalten des Leuchtturms und seiner Anlagen
Abhalten der regelmäßigen Gottesdienste
Bei den Leuchtturm-Inspektionsreisen des Northern Lighthouse Board, für das die Stevensons arbeiteten, wurden nicht nur die Technik und die Laterne überprüft, sondern auch die Leuchtturmwärter. Die Grundlage dafür hatte Robert Stevenson gelegt, der auf seinen Inspektionsreisen auf die eine oder andere Unregelmäßigkeit gestoßen war und eine Nase für Ärger oder Staub hatte. Seiner Ansicht nach waren Leuchtturmwärter, die in ihrer Persönlichkeit nachlässig waren, dies auch in der, für die Sicherheit auf See so wichtigen, Tätigkeit als Leuchtturmwärter. Das schlimmste Verbrechen eines Leuchtturmwärters war es, bei seiner Schicht einzuschlafen. Um die Leuchtturmwärter zu unterstützen, wurde eine komplette Bibliothek zur Verfügung gestellt, samt Handbüchern über Medizin und Kindererziehung, Kochbüchern und religiöser Schriften. Alle Aufgaben wurden in den Instruktionen festgelegt. Für jedes neue Problem gab es eine neue Instruktion. Dennoch kam es häufiger zu Querelen und manche Leuchtturmwärter waren sich nicht grün. Am seltsamsten erscheint es übrigens, dass die Leuchtturmwärter per Anordnung gehindert wurden, Schiffbrüchigen zu helfen, denn wenn sie das Licht im Stich ließen, wäre der gesamte Schiffsverkehr in Gefahr.
Im Laufe der Jahre gab es viele dramatische Ereignisse um diese Helden des Viktorianischen Zeitalters. So war es beispielsweise zunächst üblich, einen Leuchtturm mit zwei Wärtern zu bemannen. Als jedoch 1801 bei dem walisischen Leuchtturm Smalls einer der Leuchtturmwärter zu Tode kam und der andere den Leichnam versteckte, weil er fürchtete, unter Mordverdacht zu geraten, wurde diese Regel geändert. Von nun an wurde jeder Leuchtturm mit drei Wärtern benannt.
Ein tragisches Schicksal erlitt 1755 der Wärter des Eddystone-Leuchtturms. Der 94-jährige Mann (!) versuchte ein Feuer im Laternenraum zu löschen, ohne seinen Kameraden zu wecken. Dabei sah er nach oben und ein Schwall geschmolzenes Blei von der Fensterverglasung fiel ihm in den Rachen. Niemand glaubte ihm. Als er nach zwölf Tagen starb, fand man bei der Autopsie den Bleikunstklumpen in seinem Magen. Dieser wird heute im National Museum of Scotland in Edinburgh ausgestellt.
Für besondere Spekulationen sorgte 1900 das Verschwinden der drei Leuchtturmwärter auf den Flannan Isles, genauer gesagt, auf Eilean Mòr. Der Leuchtturm dort war übrigens von Davin Alan Stevenson errichtet worden. Da keine Leichen gefunden wurden, wurden umfangreiche Untersuchungen des Northern Lighthouse Board angestrengt. Verschwörungstheorien blühten und das Verschwinden wurde in zahlreichen Romanen, Songs und Filmen thematisiert. Die mir am wahrscheinlichsten erscheinende Theorie besagt, dass die Leuchtturmwärter von einer Monsterwelle ins Meer gespült wurden.
Aus Robert Louis Stevensons Gedicht THE LIGHT-KEEPER
From the desk where he reads,
Lifts not his eyes to see
The chill blind circle of night
Watching him through the panes.
This is his country^ guardian,
The outmost sentry of peace.
This is the man,
Who gives up all that is lovely in living
For the means to live.
Poetry cunningly gilds
The life of the Light-Keeper,
Held on high in the blackness
In the burning kernel of night.
The seaman sees and blesses him ;
The Poet, deep in a sonnet,
Numbers his inky fingers
Fitly to praise him ;
Only we behold him,
Sitting, patient and stolid,
Martyr to a salary.
1870.