Roman-Schauplatz Corvey

Große Geschichte an der Weser

Roman-Schauplatz Corvey

Große Geschichte an der Weser

Sanfte Hügel, einige Felsen, in der Mitte der Fluss. Wenn man heute durch das Weserbergland fährt, dann ist die Kreisstadt Höxter mit ihren knapp dreißigtausend Einwohnern ein Zentrum der Region. Im Frühmittelalter jedoch war der bei Höxter liegende Ort Corvey weitaus wichtiger und größer. Erst die Zerstörung Corveys im Jahr 1265, die mit Unterstützung des Konkurrenten Höxter geschah, machte der Blüte der Kultur- und Kirchenstadt ein Ende. Zeuge dieser großen Geschichte sind die Abteikirche und das Schloss Corvey. 2014 verlieh die UNESCO dem Westwerk der katholischen Kirche des ehemaligen Benediktinerkloster und der Civitas Corvey den Status des Weltkulturerbes.

Welche Verbindung aber gibt es zwischen Corvey und zu dem „Chirurgen von der Weser“?

In dem zweiten Manuskript, das der unbekannte Chirurg veröffentlichte, beschreibt er seine medizinischen Erfahrungen in einer Praxis in Paris und im Gebiet der Weser. Beispielsweise berichtet er von einer Augenoperation, die er an dem Kanonikus des Stiftes Niggenkerken zu Höxter vorgenommen hat. Für diese Operationen – frühe plastische Chirurgie – hat er eigene Instrumente entwickelt.

Weitere Hinweise auf die Identität dieses Arztes ergaben sich 1988 als bei archäologischen Ausgrabungen des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen in der untergegangenen Stadt Corvey im Keller eines 1265 zerstörten Hauses westlich der Marktkirche medizinische Instrumente entdeckt wurden, die darauf schließen lassen, dass der Chirurg dort gewohnt haben könnte. Nach Einschätzung des Medizinhistorikers Gundolf Keil, den der verantwortliche Archäologe Hans Georg Stephan konsultierte, waren diese Instrumente auf der Höhe ihrer Zeit und zeigten zudem Ansätze zur Weiterentwicklung und dabei höchste Präzision (Quelle: der Artikel „Der Chirurg von der Weser (ca. 1200 bis 1265) ein Glücksfall der Archäologie und Medizingeschichte“ von Hans-Georg Stephan).

Der Chirurg könnte schon vorher Verbindungen nach Corvey gehabt haben, denn es gab dort eine bedeutende Schule, sowie mit der Abteibibliothek eine der wichtigsten Buchsammlungen Norddeutschlands. Zudem gründete bereits 1218 ein zurückgekehrter Kreuzritter in Höxter ein Hospital.

Im Museum im Schloss Corvey wird die Stadtgeschichte anschaulich nachgezeichnet. Seit dem neunten Jahrhundert war Corvey ein Zentrum der christlichen Religion in Nordeuropa. 844 wurde die erste Steinkirche den Heiligen Sankt Stephanus und Sankt Vitus geweiht. 873 bis 885 wurde das Westwerk angeschlossen und die Kirche wurde eines der größten Gebäude des norddeutschen Raumes. Sehr interessant sind die frühen Fresken, die Szenen aus der Odysee zeigen.

Besonders schön ist auch die Schloss-Bibliothek. Im Scriptorium der ehemalige Benediktinerabtei wurden vom neunten bis zum zwölften Jahrhundert viele bedeutende Schriften kopiert. Erhalten sind beispielsweise die sächsischen Gesetze Karls des Großen. Leider gingen bei einer Plünderung im 16. Jahrhundert etliche Manuskripte verloren bzw. gerieten in andere Bibliotheken (so auch in den Vatikan). Erst im Barock wurde eine neue Buchsammlung aufgebaut und auch die fürstliche Bibliothek aus dem 19. Jahrhundert ist erhalten. Für mich war es sehr beeindruckend, diese Bibliothek zu durchstreifen. Corvey ist definitiv einen Besuch wert!

Dienstag, 7. April 2020

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