Spaziergang zu den Schauplätzen von „Das Geheimnis von Stralsund“ – Teil 1

„Mönchgut, der Zipfel im Südosten der Insel Rügen, auf dem sie lebten, war die meiste Zeit des Jahres eine karge, von Wind und Meer zerfurchte Landschaft. Die Halbinsel wurde von drei Seiten vom Meer umspült. Hätte es nicht einzelne Bergrücken gegeben, hätte sich die See längst auch dieses Land geholt, so wie die Stadt Vineta, die der Sage nach irgendwo hier auf dem Grund des Meeres lag, bewohnt nur noch von Fischen und Meerjungfrauen.“ Aus: Das Geheimnis von Stralsund, Seite 23

Auf Mönchgut, dem westlichsten Zipfel Rügens, beginnt mein Roman über eine Familiengeschichte vor dem Hintergrund der Belagerung Stralsunds im Dreißigjährigen Krieg. Es ist eine Landschaft mit einer urwüchsigen Atmosphäre, die sich auch darauf zurückführen lässt, dass „Münkengut“ – wie der Name impliziert – über Jahrhunderte im Besitz des Zisterzienserklosters Eldena und dadurch von Einflüssen der Außenwelt weitgehend abgeschnitten war.

Dort, im Küstenort Wangernitz, lebt meine Romanheldin, die Kapitänstochter Sina mit ihrer Familie. Wangernitz werden Sie nun allerdings vergeblich auf Rügen-Karten suchen, denn der Ort ging vermutlich bei einer verheerenden Sturmflut im 17. Jahrhundert unter. Ein Schaupltz in der Nähe: Sinas Familie sucht sonntags zum Gottesdienste die Kirche in Middelhagen auf.

Die Belagerung durch die kaiserlichen Truppen und weitere Gräueltaten (siehe meine anderen Blogeinträge) verschlagen Sina und ihre kleine Schwester nach Stralsund. Die Hansestadt verfügt über ein beeindruckendes Ensemble an historischen Bauwerken und zählt zum Weltkulturerbe. Neben Lübeck war Stralsund im 14. Jahrhundert die bedeutendste Stadt im gesamten Ostseeraum. So wurde die Hansestadt am Strelasund 1370 als Ort für die Friedensverhandlungen mit Dänemark (Stralsunder Friede) ausgewählt.

In Stralsund finden die Schwestern Aufnahme bei dem jungen Halbschweden Leif und seiner Mutter. Etwas später ziehen sie zu dem Adeligen Daniel von Garlstorf, dessen herrschaftliches Haus sich in der Mönchstraße befindet. In der pittoresken Mönchstraße möchte ich Ihnen das Museumshaus (Nummer 38) ans Herz legen. Das Giebelhaus aus dem 14. Jahrhundert läd zu einer Zeitreise auf engstem Raum ein. Gleichzeitig ist es hochinteressant, auch mal die einzelnen Bereiche eines Kaufmannshauses betreten zu dürfen, wie die niedrigen Keller oder die Speicherböden. Auch ein Windenrad zur Beförderung der Lasten ist zu besichtigen (das mich übrigens zu einer dramatischen Szene in „Hansetochter“ inspiriert hat). Das Museumshaus Mönchstraße ist das größte Einzelexponat des Stralsund Museums.

Um die Ecke im Katharinenkloster befindet sich die ebenfalls sehr interessante Ausstellung zur Kulturgeschichte der Stadt (und das Deutsche Museum für Meereskunde und Fischerei). Hier ist ein Raum der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gewidmet. Schön anzusehen ist der Hiddenseer Goldschatz (der allerdings in meinem Roman keine Rolle spielt). Eine weitere Abteilung des Stralsund Museums ist auf dem Dänholm: das Marinemuseum.

Auf dem Weg zum Alten Mark sollten Sie am Wiekhäuschen Haltmachen, neben dem Kniepertor und dem Kütertür ein wichtiger Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung. Auch die Mühlenstraße lohnt einen Abstecher. Das Giebelhaus Nummer 1 gehört zu den ältesten Backsteinhäusern Stralsunds. Die Gebäudegruppe Nr. 23 gehörte dem Zisterzienserkloster Neukamp und ist ebenfalls interessant.

Auf dem Alten Mark befinden sich wahre Juwelen der Backsteingotik: Das Rathaus, die Kirche Sankt Nikolai und das Wulflamhaus – sie alle sind einen Besuch wert und tauchen in meinem Roman auf. Das Rathaus ist eines der wichtigsten mittelalterlichen Profanbauten im Bereich der Ostsee und kann besichtigt werden.

Die Rats- und Pfarrkirche Sankt Nikolai wurde von reichen Kaufleuten und Ratsherren prächtig ausgestattet. Einmalig ist hier das Rigafahrergestühl, in der u.a. die Handelsgepflogenheiten mittelalterlicher Kaufleute dargestellt weden. Hinweisen möchte ich besonders auf die Astronomische Uhr und die historischen Wandbilder.

An der Westseite des Alten Markts befand sich der Artushof oder auch König-Artus-Hof genannt, ein Versammlungshaus der Kaufleute (das Gebäude existiert nicht mehr, heute ist dort die Nr. 8), das Leif in „Das Geheimnis von Stralsund“ aufsucht.

Das Wulflamhaus (Nr. 5) wurde übrigens um 1380 für den Bürgermeister Bertram Wulflam errichtet, er ist also ein Zeitgenosse meiner „Hansetochter“.

Samstag, 2. Februar 2019

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