Der Chirurg und die Spielfrau – erster Schauplatz

Gab es Versfleth bei Bremen wirklich?


Thonis, die männliche Hauptfigur in meinem Roman „Der Chirurg und die Spielfrau“ kommt von der Burg Versfleth bei Bremen. Nun wird vielleicht der eine oder andere Bremer sich wundern oder die Leser*innen auf die Landkarte schauen und feststellen, dass dieses Versfleth gar nicht auf Landkarten eingezeichnet ist.

Was hat es also mit Versfleth auf sich? Ist das ein erfundener Ort? Nein. Aber es ist ein Ort, der sich besonders gut für „meinen Chirurgen“ eignet. Meine Hauptfigur ist von einem wahren Chirurgen inspiriert, der seinen Namen nicht nennt und den wir nur aus seinen Schriften kennen. Wir wissen jedoch, dass er aus dem Raum Bremen/Corvey/Höxter stammte. Es war auch klar, dass dieser Mann aus einem adeligen, gebildeten Haushalt kommen musste. Warum hat er aber seinen Namen nicht genannt? Es ist mysteriös – aber auf den historischen „Chirurg von der Weser“ will ich in einem späteren Beitrag eingehen.

Versfleth ist eine versunkene Ortschaft, die sich gegenüber dem heutigen Bremen-Vegesack im Bereich des heutigen Lemwerders auf der westlichen Weserseite befunden hat (ich habe mal eine Zeichnung angefertigt ;). Die ehemalige Turmhügelburg der Grafen von Versfleth befand sich vermutlich auf der Höhe des Ritzenbüttler Sandes und verschwand nach 1260 bei Veränderungen des Weserverlaufs. Das nördlich der Burg liegende Dorf Versfleth war von der Burg durch einen Wasserzug getrennt. 1130 war Versfleth auch als Barnefleth bezeichnet worden.

Alles, was vermutlich von Versfleth die Zeiten überdauert hat, ist die Kapelle am Deich in der Gemeinde Lemwerder. Dabei handelt es sich um einen frühgotischen Backsteinbau, der angeblich von den Grafen von Versfleth 1260 errichtet wurde. In dieser einst gräflichen Kapelle, die Sankt Johannes geweiht war, waren nach der Schlacht von Altenesch – im Stedinger-Kreuzzug – die Edelherren begraben worden.

Die Adelsfamilie von Owmund,Oumünde oder von Aumund hat es ebenfalls tatsächlich gegeben, daran erinnert noch die Burg Blomendal im Bremer Stadtteil Blumenthal. Ihr Name stammt vom Flüsschen Aue. Da die Aue durch den Vegesacker Hafen in die Weser mündet, ist der Ursprung der Familie dort zu suchen.

Wer mehr über dieses Thema erfahren will, dem empfehle ich von Bern Ulrich Hucker „Das Problem von Herrschaft und Freiheit in den Landesgemeinden und Adelsherrschaften des Mittelalters im Niederweserraum“ sowie von Hans Georg Trüper die Veröffentlichungen „Bremen“ sowie „Die mittelalterlichen Burgen ‚Versfleth‘ und ‚Witteburg‘“.

Donnerstag, 2. April 2020

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