Während ich in „Krone der Welt“ den Aufstieg Amsterdams zur Weltstadt und den Bau des ersten Grachengürtels bis 1617 erzähle, springe ich mit „Gold und Ehre“ in die Jahre 1650 bis 1672. Da meine Hauptfigur Benjamin ein (angehender) Architekt und Baumeister ist, ist auch die Baugeschichte ein wichtiges Thema des Romans. Um 1650 wird in Amsterdam der Bau des neuen Rathauses vorangetrieben, das die Bedeutung der Stadt als „Krone der Welt“, als als weltweit bedeutende und reiche Handelsstadt, unterstreichen soll. Das alte Rathaus entsprach in keiner Weise mehr dem Selbstverständnis der Amsterdamer Bürger.
Der heutige Name ist Programm: „Paleis op de Dam“. Der Palast am Damm, dem alten Zentrum der Stadt, war beeindruckender, als es zu der Zeit die meisten Königspaläste waren. Von gewaltigen Ausmaßen, nach klassischen Proportionen von dem berühmten Architekten Jacob van Campen entworfen, und überreich mit Marmor bestückt. Ich will jetzt gar nicht alle Superlative des „achten Weltwunders“, wie man es damals nannte, aufzählen (die lassen sich leicht nachlesen). Wie Singulär dieses wichtigste Bauwerk des sogenannten „Goldenen Zeitalters“ ist, zeigt sich auch an der Nutzungsgeschichte: im Gegensatz zu viele Palästen, die später Rathäuser wurde, wurde dieses Rathaus zum Palast. Ich kann jedem nur den Besuch des „Paleis op de Dam“ ans Herz legen. Hier einige Impressionen von meinem Besuch (Fotos: André Poling). Begrüßt wird man im Eingangsbereich von den heuigen Besitzern, dem niederländischen Königspaar Majestät König Willem-Alexander und Majestät Königin Máxima – natürlich nur als Fotografie. Besonders beeindruckend ist der Bürgersaal mit seiner Weltkarte. Dieser stand auch früher schon allen Besuchern offen.
Ein weiteres Bauvorhaben in unmittelbarer Nähe des Rathauses war die Errichtung eines Turms der Nieuwe Kerk. Für diesen Turm wurde ein gewaltiges Fundament in unmittelbarer Nähe der Gracht gelegt. Der Turm wurde jedoch nie errichtet, da der Stadt das Geld ausging, als der erste Krieg mit England ausbrach. Heute wirkt die Nieuwe Kerk seltsam unvollständig – und auch die Gracht existiert nicht mehr.
Ein weiteres wichtiges Bauvorhaben in „Gold und Ehre“ ist der „Goldene Bogen“, also eine Verlängerung des Grachtengürtels für die reichen Bürger der Stadt. Besonders einflussreich war hier der Architekt Philips Vingboons, auf dessen Spuren man an Herengracht, Keizersgracht und Prinsengracht wandeln kann.
Ein weiteres Bauwerk, dass in „Gold und Ehre“ Erwähnung findet, ist die Lutherse Kerk, die beweist, wie groß die Gemeinschaft der Lutheraner zu der Zeit in Amsterdam war.
Das Seemagazin – heute Schiffahrtsmuseum – wurde von Daniel Stalpaert errichtet.
Auf der Nord-Seite der Stadt, wo sich heute das Filmmuseum und der A’dam Lookout befinden, war früher das Galgenfeld (das man in meinem Roman nur passiert). Am berührendsten festgehalten wurde eine Hingerichtete auf diesem Galgenfeld von Rembrandt, der dort das dänische Hausmädchen Elsje Christiaens porträtierte. Wer sich für ihr Schicksal interessiert, dem empfehle ich den Roman „Der Maler und das Mädchen“ von Margriet de Moor.
Danke für die interessanten Einblicke aus Amsterdam. Besonders Rembrandts Skizze von der hingerichteten Magd ist beeindruckend. Das Buch muss ich mir gleich besorgen.
Wunderbar, wenn „Gold und Ehre“ so anregend ist 🙂