Oft kommen Leserinnen und Leser nach Veranstaltungen auf mich zu und erzählen mir, wie gerne sie selbst schreiben möchten. Manche haben sogar einen angefangenen Roman in der Schublade liegen. Ob ich Tipps über das Schreiben für sie hätte …
Oh ja.
Schreiben Sie.
Setzten sie sich an den Schreibtisch, an den Küchentisch, auf ihr Bett, einen Baum oder an einen anderen Ort, der Sie inspiriert und schreiben Sie los. Denken Sie nicht zu viel nach. Hören Sie nicht auf das kleine Männchen – oder Weibchen – (vom Yoga kenne ich es als „Monkey Mind“), das Ihnen einreden will, dass Sie nicht gut genug sind, dass sie es ohnehin nicht schaffen, dass niemand lesen will, was … Sie wissen, was ich meine.
Schreiben Sie.
Wenn es Ihnen hilft, lesen Sie Bücher über das Schreiben, die Sie inspirieren. Ich habe davon mehrere in meinem Regal, die ich zur Hand nehme, wenn ich nicht weiterkomme.
Möchten Sie schreiben, haben aber keine Ideen, dann nehmen Sie sich Schreibübungen vor. Schreiben Sie beispielsweise fünf Minuten über einen Gegenstand – ab jetzt! Kein Zögern, kein Grübeln.
Schreiben Sie.
Oder fertigen Sie Lose mit verschiedenen Begriffen an, die Sie durchmischen und ziehen. Dann kommt vielleicht „Ritter – unheimlich – Föhn“ dabei heraus. Schreiben Sie einfach los – während Ihr Verstand noch zweifelt, wird Ihrer Fantasie schon eine Geschichte einfallen.
Nachdem Sie geschrieben haben, können Sie Ihre Texte ruhen lassen. Und dann lesen Sie diese. Sie werden feststellen, dass die meisten viel besser gelungen sind, als befürchtet. Überarbeiten Sie Ihre Texte r. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder, wie der berühmte amerikanische Drehbuchpapst Syd Field sagte: „Writing is re-writing“.
Und dann?
Schreiben Sie weiter.
Ich persönlich habe immer schon gerne geschrieben – wie Sie an den Fotos sehen können. Meistens warte ich nicht auf Inspiration, sondern setze mich an den Schreibtisch und schreibe los – die Inspiration folgt dann schon. Gegen Mittag „lasse ich den Stift fallen“. Besser: schalte den Computer aus. Manchmal auch mitten im Satz. Und dann geht es nachmittags oder abends weiter.
Ich liebe das Schreiben. Ich liebe es, was mein Gehirn anstellt, wenn ich es lasse. Dieses Wabern im Hinterkopf, wenn Ideen entstehen, die dann später auf dem Papier zusammenfließen und ich beim Lesen erst entdecke, was mein Unterbewusstes schon lange wusste. Klingt das verschroben? Ein wenig. Aber das ist eben das Schreiben: klar und Mysteriös zugleich.
Also: Schreiben Sie.
Mittwoch, 22. Mai 2019