Ich liebe Leserbriefe. Also, meistens jedenfalls. Eigentlich immer. Sogar, wenn Leserinnen und Leser mich auf übersehene Tippfehler hinweisen. Dann ärgere ich mich natürlich auch, aber eher über mich selbst. Allerdings bin ich, nachdem ich ein neues Buch im Lektoratsvorgang zehn bis fünfzehn Mal gelesen habe, auch ein wenig betriebsblind. Manche Fehler übersehen sogar Lektorat und Korrektorat. Und manche Fehler schleichen sich auch in letzter Sekunde in das Buch. Aber die Leserbriefe, die sich um Fehler drehen, sind die Wenigsten, also genug davon. Ab und zu gibt es Anmerkungen zu Themen, meist zu historischen. Nachfragen, ob es im vierzehnten Jahrhundert wirklich schon Weißblech gab, wie in „Die Arznei der Könige“ erwähnt (gab es) oder Hinweise, wie man im Mittelalter beispielsweise mit Pferden umgegangen ist. Ich freue mich, wenn Sie und ihr euer Wissen mit mir teilt – das ist eine schöne Form des Austauschs. Auch Bitten um Tipps zum Schreiben und Veröffentlichen eines Romans erreichen mich öfter, dann helfe ich gerne weiter, wenn es meine Zeit zulässt.
Die meisten Leserinnen und Leser schreiben mir, weil ihnen ein Roman gut gefallen hat. Weil sie mit meinen Figuren mitfiebern, sie sich auf den neuen Historischen freuen oder sie den neuen Fall meiner Kommissarin Liv Lammers kaum erwarten können. Oft erzählen Leserinnen und Leser von ihrem eigenen Leben. Wann sie einen Roman gelesen haben, woran er sie erinnert, was er bei ihnen ausgelöst hat oder durch welche Krise er ihnen geholfen hat. Diese Leserbriefe sind für mich unendlich wertvoll. Denn auch ich hadere manchmal beim Schreiben (und im Leben). Dann komme ich nicht weiter, hänge fest, bin an einem Tiefpunkt. In diesen Momenten hallen Ihre und eure freundlichen, begeisterten Worte in mir nach, geben mir neue Energie und neuen Mut.
Tausendmal Danke dafür!
Gerade habe ich wieder einen besonders schönen Austausch mit einem Leser gehabt. Engelbert Fuchs hatte „Die Leuchttürme der Stevensons“ gelesen. Der Roman hatte viele eigene Erinnerungen in ihm angerührt, ihn in verschiedener Hinsicht bewegt. Sein kurzes Reümee: „Ein tolles Buch“. Danke dafür, das freut mich sehr! Aber Herr Fuchs schrieb noch mehr. Er schrieb über seine Erinnerungen an wertvolle Leuchtturmmomente und er sandte mir ein Gedicht, dass er 2002 im Leuchtturm auf der Insel Neuwerk geschrieben hat. Ich war so begeistert davon, dass ich ihn fragte, ob ich das Gedicht in meinem Blog mit anderen Leserinnen und Lesern teilen darf. Ich darf. Herzlichen Dank auch dafür und alles Gute für Sie, Herr Fuchs!
Der alte Leuchtturm
von Engelbert Fuchs
Die Urgewalt der Weltnatur,
kennt man oft aus Sagen nur.
Auf See zumeist die Stürme toben
und treiben hoch so manche Woogen.
Das birgt Gefahr für Jedermann,
der Seemann peilt den Hafen an.
Damit den rechten Weg er geht,
hier und dort ein Leuchtturm steht.
Und dieser trotzt und wackelt nicht,
es geht niemals aus, sein grelles Licht.
Das wird gepflegt von Mann und Frau,
die wohnen dort im schlanken Bau.
Die Technik hat mit aller Macht,
die Beiden um den Job gebracht.
Mit Strom die neuen Feuer blinken
und Schiffe in den Hafen winken.
Nun steht der alte Leuchtturm da
und wartet auf das Liebespaar,
das huldigt ihm schon Jahr und Tag,
dass es ihn noch immer mag.
Drin wohnen wills, ganz eng umschlungen
wenn draußen laue Winde summen.
Und wenn das Paar dann Küsse bündelt,
der Leuchtturm wieder Feuer zündelt.
Er leuchtet wie in alten Tagen,
im Rhythmus wie zwei Herzen schlagen.
