Bedeutende Fälle der DNA-Forensik – und für mich

Mit zwei weltbekannten Kriminalfällen ist die Geschichte der DNA-Forensik eng verbunden: dem Pitchfork-Fall aus England und dem Golden State Killer in den USA. Der Pitchfork-Fall markierte 1987 weltweit die erste Entlarvung eines Mörders durch DNA-Beweise, während beim Golden State Killer 2018 neue genealogische DNA-Technologien den Durchbruch brachten.​

Im Jahr 1983 und 1986 wurden in Leicestershire zwei Mädchen Opfer schwerer Gewaltverbrechen. Mithilfe der von Alec Jeffreys entwickelten DNA-Analyse ließ sich erstmals ein „genetischer Fingerabdruck“ erstellen. Die Polizei bat 5.000 Männer, freiwillig Blutproben abzugeben – jedoch ohne Erfolg, da Pitchfork sich durch einen Komplizen vertreten ließ. Erst als dies aufflog, konnte Pitchfork verhaftet und anhand einer Blutprobe überführt werden. Sein Fall war der erste, bei dem ein Mörder per DNA identifiziert wurde. Gleichzeitig wurde auch der erste Unschuldige in der Geschichte durch DNA-Analyse entlastet. Die Methode revolutionierte das Strafrecht und wurde bald weltweit zum Standard der Spurensicherung.

Joseph James DeAngelo, besser bekannt als der „Golden State Killer“, war jahrzehntelang für mehr als vierzig Vergewaltigungen und mehrere Morde in Kalifornien verantwortlich und entging lange der Strafverfolgung. 2018 gelang der Durchbruch: Ermittler luden das DNA-Profil des Täters auf eine öffentliche Genealogie-Plattform hoch, wie sie eigentlich von Hobby-Stammbaumforschern genutzt wird. Über entfernte Verwandte führten genetische Hinweise schließlich zu DeAngelo, einem früheren Polizisten. Dieser spektakuläre Erfolg zeigte, wie DNA-Genealogie auch Jahrzehnte alte „Cold Cases“ lösen kann und veränderte die Ermittlungspraxis erneut grundlegend.

Dank dieser Fälle entwickelte sich die DNA-Forensik von einer revolutionären Innovation zum weltweit unverzichtbaren Instrument in der Strafverfolgung. DNA-Beweise helfen seither nicht nur, Täter zu überführen, sondern auch, Unschuldige frühzeitig zu entlasten.

Die Expertinnen für meine Krimireihe „Die Chemie des Verbrechens“: DNA-Expertin Nicole von Wurmb-Schwark. Sie ist Privatdozentin und Dr. rer. nat.,  Forensische Genetikerin, Spurensachverständige, Fachabstammungsgutachterin, Sachverständige bei Gericht und Dozentin für Polizeianwärter und sie sagt: „DNA lügt nicht – sie wird leider nur zu oft falsch interpretiert.“ Außerdem durfte ich die Strafverteidigerin Fenna Busmann befragten, die u.a. im Fall Yuladi Lasso verteidigte, in dem DNA eine wichtige Rolle spielte – einem der empörendsten Justizskandale in Hamburg der jüngsten Zeit. Hierzu ein Bericht des NDR.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/panorama/archiv/2024/Schuldig-im-Sinne-des-Vorurteils,justizskandallasso102.html

Ein Prozess, bei dem ich im Gerichtssaal anwesend war, ist der sogenannte Blumenhändler-Prozess, bei dem ebenfalls DNA eine wichtige Rolle spielte, und über den u.a. meine Autorenkollegin Bettina Mittelacher für das Hamburger Abendblatt berichtete

https://www.abendblatt.de/hamburg/politik/article407924463/mann-toetet-hamburger-blumenhaendler-gericht-spricht-ihn-frei-1.html

Sabine Weiss vor dem Hamburger Strafjustizgebäude

© Luca Poling

www.poling.de
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