21. Februar Biike-Brennen

Text zur Podcast-Folge 21. Februar – Biike

Podcast – Meine Reisen in die Vergangenheit

21. Februar – Biikenbrennen

„In der Ferne züngeln die Flammen des Biikefeuers am Nachthimmel. Funken steigen auf, erlösten Seelen gleich. Ihr fröstelt. Es ist, als würde der Schweiß auf ihrer Haut gefrieren. Sie denkt an den Wunsch, den sie im Stillen ausgesprochen hat, als sie bei den Worten ‚Tjen di Biiki ön‘ ein wenig bange ihre Wachsfackel auf den Scheiterhaufen geworfen hat.“

Dies war ein Zitat aus meinem Sylt-Krimi „Finsteres Kliff“, der am Biike-Abend auf Sylt seinen Anfang nimmt und mit dem ich diese Podcast-Folge beginnen möchte.

Biike, das ist das sylterfriesische Wort für „Feuerzeichen“. Die großen Biikefeuer werden an vielen Orten der Nordseeküste am 21. Februar entzündet. Sie gehen auf altgermanische Frühlingsfeuer zurück. Früher markierten sie den Tag Petri Stuhlfeier – eigentlich den 22. Februar -, an dem die Walfänger nach der Winterpause wieder in See stachen. Es heißt, dass die Frauen ihre Männer mit den Feuern verabschieden wollten. Böse Zungen behaupten allerdings, in Wirklichkeit hätten die Feuer den Männern auf dem Festland mitgeteilt, dass die Inselfrauen nun alleine sind. Oft war der Petritag auch Gerichtstag und oder das Ende der Fastenzeit, sodass es Grund zum Feiern gab. Zwischenzeitlich war die Tradition des Biike-Brennens in Vergessenheit geraten. Erst durch den Sylter Chronisten C. P. Hansen wurde sie im 19. Jahrhundert wiederbelebt.

Heute ist das Biike-Brennen an der Nordsee-Küste ein Spektakel zwischen Tradition und Moderne, zu dem viele Touristen anreisen. Mit einem Lagerfeuer soll die kalte Jahreszeit ausgetrieben, aber auch gefeiert werden. Beispielsweise bei den sieben Sylter Feuern wird der Winter durch den Pidder, eine Strohpuppe oder Teertonne, verkörpert, die über dem Feuer schwebt und schließlich verbrennt (auf dem Foto ist die Biike 2019 in Morsum zu sehen, Copyright Sabine Weiß).

Schon die Ankunft ist feierlich, denn die Biike-Besucher ziehen mit dem Spielmannszug in einem gemeinsamen Fackelzug zum Lagerfeuer. Dort angekommen, wird meistens durch den Bürgermeister eine Rede gehalten, auf Sylt beispielsweise auf Sylterfriesisch und Hochdeutsch. Gemeinsam singt man die friesische Hymne „Üüs Sölring Lön“. Erst wenn der Redner „Tjen di Biiki ön“ („Macht die Biike an!“) ruft, wird das Lagerfeuer entzündet, und jeder kann seine Fackel in die Flammen werfen.

Das Beisammensein am Feuer ist gemütlich. Es gibt Glühwein und Kinderpunsch. Die Erwachsenen klönen und die Kinder toben. Nach der Biike geht man gerne zum Grünkohlessen, entweder Zuhause oder im Restaurant. Manchmal wird auch zusätzlich ein „Kinder-Petri-Tag“ mit Spiel und Tanz veranstaltet. Auch international wurde dieses friesische Volksfest übrigens geadelt: seit 2014 ist es als immaterielles Kulturerbe der UNESCO anerkannt.

Donnerstag, 20. Februar 2020

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